Svea 0 Blick hinter die Kulissen

Aussteigen aus einer Gondel mal anders!

Wenn man als Städterin ins Montafon kommt, ist natürlich vieles neu und beeindruckend, aber eine Bergeübung hatte ich tatsächlich noch nie live gesehen, geschweige denn daran teilgenommen. Da ich aber immer offen für Neues bin, war die Bergeübung schnell in meinen Wochenendplan eingebaut!

Obwohl die Bahnen der Silvretta Montafon sehr sicher und solide gebaut sind, kann natürlich niemand ausschließen dass mal etwas schief geht. Um in solchen Fällen schnell und angemessen reagieren zu können, gibt es für jede Bahn ein ausgeklügeltes Bergekonzept. Für eine routinierte Umsetzung dieser Konzepte führt die Silvretta Montafon mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der verschiedenen Bahnen jeden Monat Bergeübungen durch. Einmal im Jahr steht zudem eine große Übung in Kooperation mit der Gebietsstelle Montafon der Bergrettung Vorarlberg an.

Am 25. Juni stand diese gemeinsame Übung dann rund um die obersten Stützen der Grasjochbahn an. An diesem Tag ging es darum, mithilfe der Ortsstellen Partenen, Gargellen, Gaschurn, St. Gallenkirch und Schruns die verschiedenen Strategien in die Tat umzusetzen. Die meisten von ihnen hatten noch nie eine Bergung mithilfe eines sogenannten Mittelseils (zwischen bestimmten Stützen mittig der beiden Tragseile gespannt, um in Notfällen die Gondeln besser erreichen zu können) durchgeführt und waren zudem noch nicht oft mit der Herausforderung konfrontiert, Personen in einer Höhe von knapp 80 Metern zu bergen. Von meiner Marketing-Kollegin Eva-Maria und mir mal ganz abgesehen, denn wir waren ja komplette "Bergungs-Neulinge". Eine weitere Besonderheit bei dieser Übung bestand darin, dass sich die Stützen 16-19 teilweise in einem Gebiet mit hoher Lawinengefahr und starkem Gefälle befinden. Dieser Umstand bedeutet, dass eingeschlossene Personen nicht direkt zum Boden abgeseilt werden können, da es im Anschluss fast unmöglich wäre mit Skischuhen einen Weg zur nächsten Straße zu bestreiten.

Los ging es also am Samstag um 8 Uhr morgens an der Grasjoch Bahn Talstation, wo die einzelnen Teams der Bergrettung eingeteilt und die „Opfer“ in die Gondeln gesetzt wurden. Während Eva-Maria auf der obersten Stütze Position bezog um den Bergrettern dort über die Schulter zu schauen, begab ich mich, als eins der "Opfer" in eine Gondel und fieberte meiner Bergung frohen Mutes, zusammen mit zwei fröhlichen Gesprächspartnern, entgegen. Anders als in der Realität, waren wir bereits mit Klettergurt und Helm gut ausgestattet.

Auf den Stützen wurden währenddessen vielerlei Vorbereitungen getroffen und Aufgaben verteilt, um sicher zu stellen, dass die Helfer und Helferinnen auf sicherem Wege zu uns gelangen konnten, um uns dann schnellstmöglich und unfallfrei aus den Gondeln zu „befreien“. Jedes Rettungsteam, aufgeteilt auf die verschiedenen Stützen, fand schnell Lösungsansätze und kommunizierte diese stets mit den anderen Teams an weiteren Standorten. Eva-Maria bekam das von ihrer Position alles gut mit. Für mich als „Opfer“ in der Gondel wurde die Spannung mit der Zeit des Wartens dann doch immer größer. Ich wusste schließlich nicht so wirklich was mich erwartete. Unterhalten und abgelenkt wurde ich aber schon bald durch die Rettungseinsätze an anderen Gondeln. Zudem kannten sich meine beiden „Leidensgenossen“, mit denen ich mir eine Gondel teilte, bestens aus und diskutierten untereinander bereits die getroffenen Maßnahmen.

Glücklicherweise leide ich nicht unter Höhenangst und nehme auch sonst fast jede abenteuerliche Herausforderung gerne an, denn so wuchs - statt Skepsis oder gar Furcht, die man ja eh nicht haben sollte - die Vorfreude auf meine „Rettung“ mit jeder Bergung, die ich beobachtete. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich allerdings nicht dass unsere Bergung, aufgrund unserer Position, anders ablaufen würde als die, die ich bereits gesehen hatte. Während andere eingeschlossene Personen aus ihren Gondeln heraus ein Stück nach unten abgeseilt wurden, dann in Richtung des Mittelseils gezogen und dort zu einem Bergretter hinauf manövriert wurden, um danach gemeinsam mit ihrem Retter zur nächsten Stütze „abgeschleppt“ zu werden, traten wir den Weg zur Stütze „allein“ an. In ca. 70 Metern über dem Boden aus einer Gondel auszusteigen, war dann doch nicht ganz ohne und trotz mehrfacher Sicherung kam an dieser Stelle vielleicht doch ein kleine Angsthase in mir zum Vorscheinen. Ich wurde zunächst von einem Bergretter in der Gondel und einem anderen auf der Gondel an das Tragseil gehängt und anschließend mithilfe einer Seilwinde zur ungefähr 100 Meter weit entfernten Stütze gezogen. Ausgesehen habe ich, dort oben in der Luft, wohl eher wie ein Kind, das sich aufs Seilbahnfahren freut. Denn nachdem das erste Kribbeln der Angst verflogen war, genoss ich die herrliche Aussicht - bei zum Glück strahlendem Sonnenschein - und versuchte die an mir befestigte GoPro nicht mit meinen Sicherungen oder dem Seil zu verdecken. Schließlich sollten von diesem Tag spannende Fotos und Videobeiträge mit zurück ins Büro gebracht werden. Wenn ich an diese Übung zurück denke, kann ich nur jedem mit auf den Weg geben, sich vor solchen Situationen nicht zu fürchten! Schließlich wird man von erfahrenen Profis gerettet und mit ein wenig Spaß wird so eine Bergung auch gewiss zu einem erwähnenswerten Urlaubserlebnis… Letztendlich an der Stütze angekommen, hieß es dann noch ein Stück hochklettern um gleich auf der anderen Seite abgeseilt zu werden und endlich wieder festen Boden unter meinen Füßen zu spüren.

Am Ende des Tages, als sich das ganze Team mit Grillgut und Getränken stärkte, waren die Verantwortlichen in Anbetracht der Schwierigkeit dieser Übung, sehr zufrieden, schließlich hatten sie alle „Opfer“ retten und größere Schwierigkeiten vermeiden können. Dass einzelne Abläufe für den Ernstfall verbessert werden müssten, war allen klar, aber genau deshalb führt man ja solche Übungen durch. Ich jedenfalls habe größtes Vertrauen in die netten Bergretter und -retterinnen, die mich an diesem Tag mit in ihren einzigartigen Arbeitsalltag nahmen.



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Autor

Svea

Mein Name ist Svea. Als gebürtige Wuppertalerin (das ist die Stadt mit der schönen Schwebebahn) bin ich momentan wohl das „Nordlicht“ in der Marketingabteilung der Silvretta Montafon. Nach 9 Semestern in den Bereichen Tourismus und Sport, die ich zeitweise in den Niederlanden, der Schweiz, Garmisch-Partenkirchen und Köln verbrachte, bin ich 2016 im Montafon gelandet und geblieben. Über die Sommerentwicklung ging es ins Marketing Team, wo ich nun für den Online Bereich zuständig bin. Du bewegst dich also gerade in meinem beruflichen Alltag! Gerne nehme ich euch immer wieder mit auf meine ganz persönlichen Bergabenteuer und teile meine Liebe zu den Bergen mit euch - ganz egal ob im Sommer oder Winter!