Wasser aus Beschneiungsanlagen für Alpen mit Wasserknappheit

Wasserversorgung in höheren Lagen über Leitungssystem der Silvretta Montafon
Mittwoch, 01 August 2018

St. Gallenkirch / Schruns. Die ungewöhnliche Trockenheit und Hitze des heurigen Sommers machen Mensch und Tier zunehmend zu schaffen. Gerade in den Bergen ist das Wasser vielerorts bereits äußerst knapp. Einigen Alpen im Montafon wird durch die Beschneiungsanlagen der Silvretta Montafon, die eigentlich für den Winter angelegt sind, unkompliziert und effizient geholfen: Die Alpbauern – etwa der Rinderalpe Nova in St. Gallenkirch oder der Alpe Vorderkapell am Hochjoch in Schruns – können über das Leitungssystem der Beschneiungsanlagen Wasser entnehmen, das sie heuer so dringend für das Vieh brauchen. Die Beschneiungsanlagen werden zudem für die Wasserversorgung bei Brandeinsätzen in höheren Lagen genutzt.

Die Rinderalpe Nova im Gemeindegebiet von St. Gallenkirch im Montafon beherbergt 140 Stück Jungvieh, drei Melkkühe und 34 Ziegen. Der Hirt Bernd Riedlinger kümmert sich gemeinsam mit seiner Familie und einem weiteren Kleinhirten um die Tiere. Heuer macht ihnen vor allem das fehlende Wasser als Folge der viel zu geringen Niederschläge der letzten Wochen zu schaffen. Während an anderen Orten das Wasser für das Vieh beispielsweise per LKW auf die Alpen geschafft werden muss, gibt es für die Alpe Nova eine einfachere Lösung: Die Rinderalpe liegt im Skigebiet der Silvretta Montafon und damit innerhalb des Leitungssystems der Beschneiungsanlage. Die Alpe kann daher auf das Wasser des Beschneiungsnetzes zurückgreifen, um die Brunnen zu füllen. „Ich bin den dritten Sommer hier auf der Nova, insgesamt ist das mein bereits 21. Alpsommer. Ohne das Wasser, das die Schneianlage der Silvretta Montafon gratis zur Verfügung stellt, wüsste ich mir aber längst keinen Rat mehr, wie wir unsere Rinder und Ziegen tränken könnten“, berichtet der 42-jährige Älpler. Die Brunnen und Tröge für das Vieh, die im gesamten Alpgebiet verteilten sind, füllt der erfahrene Rinderhirte mit dem Wasser aus den Verteilerschächten der Beschneiungsanlage. „Wir sind sehr dankbar für diese Lösung. Nur so können wir das Vieh hier oben halten. Wegen der Trockenheit liefern die Quellen und Bäche der Alpe zu wenig Wasser. Dennoch haben wir eigentlich kein Wasser-Problem“, so Riedlinger erleichtert. Neben der Rinderalpe Nova profitieren übrigens auch andere Alpen von der Möglichkeit, das Wasser von den Schneileitungen zu entnehmen, wie beispielsweise die Alpe Vorderkapell. Der Skigebietsbetreiber schätzt die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Alpwirtschaft und befürwortet es sehr, dass die Alpen erfolgreich bewirtschaftet werden können.

Löschwasser-Versorgung über Beschneiungsleitungen
Neben den Alpen greift auch die örtliche Feuerwehr immer wieder auf das Leitungssystem zurück, das für die Wasserversorgung der Beschneiungsanlagen gebaut wurde. Die Leitungen werden somit doppelt genutzt und das durchaus auch in der Praxis, weiß Lukas Beck, Kommandant der Feuerwehr Schruns: „Bei einem Hausbrand im Ortsteil Brif oberhalb von Schruns etwa mussten wir das Löschwasser diesem Leitungsnetz entnehmen. In höheren Lagen sind wir sehr froh über die Wasserversorgung durch die Beschneiungsanlagen. Das Wasser von den Hydranten, falls es welche gibt, ist hier rasch ausgeschöpft oder die Hochbehälter sind im Brandfall relativ rasch leer.“ Auch die Gefahr von Waldbränden behält die Feuerwehr in Trockenperioden wie der aktuellen verstärkt im Blick. „Solche Einsätze werden regelmäßig geübt, wie zuletzt am 22. Juni bei einer Waldbrandübung am Kapell, oberhalb der Mittelstation der Hochjochbahn“, erklärt Beck weiter. Dabei brauche es eine enge Abstimmung mit dem Skigebietsbetreiber. „Die entsprechenden Leitungsabschnitte müssen seitens der Silvretta Montafon in kürzester Zeit mit Wasser versorgt werden, sonst kann auch die Feuerwehr nichts ausrichten“, so Beck abschließend.